Lecanemab & Donanemab: Alzheimer-Wirkstoffe im Check

Wissenschaftlerin im Labor mit Reagenzglas in der Hand
  |   Forschung

Es ist kompliziert: Obwohl Alois Alzheimer die Krankheit des Vergessens schon 1906 erstmals beschrieben hat, wissen wir immer noch nicht genau, wie die Krankheit entsteht. Forscherinnen und Forscher arbeiten weltweit daran, ein Medikament zu finden, das Alzheimer heilen kann. Bisher ist das noch nicht gelungen.

Doch jetzt kommt Bewegung in das Forschungsfeld. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln zurzeit eine neue Generation von Wirkstoffen, die zum ersten Mal eine der möglichen Krankheitsursachen angreift. Das können die bisherigen Medikamente nicht. Mit Lecanemab und Donanemab stellen wir zwei von diesen neuen Wirkstoffen vor. Beide Medikamente sind allerdings noch nicht in Deutschland erhältlich.

Mit neuen Wirkstoffen gegen schädliche Ablagerungen

Lecanemab wurde Anfang dieses Jahres in den USA zugelassen. Als Medikament ist der Wirkstoff des Pharmaunternehmens Biogen unter dem Namen „Leqembi“ erhältlich. Über eine Zulassung in Deutschland entscheidet die Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) vermutlich bis zum Jahresende. Für den zweiten Wirkstoff Donanemab liegt bisher nur ein Zulassungsantrag in den USA vor. Hersteller Eli Lilly hat angekündigt, auch für Europa einen Antrag zu stellen. Eine Entscheidung würde dann aber voraussichtlich erst im kommenden Jahr fallen.

Lecanemab und Donanemab funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip. Beide zielen auf die schädlichen Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, die Amyloid-Plaques, die mit der Zerstörung der Nervenzellen und dem geistigen Abbau in Verbindung stehen. Die beiden Antikörper entfernen diese Ablagerungen im frühen Alzheimer-Stadium. Was aber noch wichtiger ist: Lecanemab und Donanemab können den geistigen Abbau von Patientinnen und Patienten etwas verlangsamen.

Donanemab scheint dabei etwas besser zu wirken als Lecanemab. Allerdings treten bei Donanemab auch häufiger Nebenwirkungen auf, als bei Lecanemab. Bei beiden Medikamenten können Hirnschwellungen und Hirnblutungen auftreten, in wenigen Fällen sogar mit starken Symptomen. Der Tod von jeweils drei Probandinnen und Probanden in Lecanemab- und Donanemab-Studien wird mit diesen Nebenwirkungen in Zusammenhang gebracht. Es muss also abgewogen werden, ob Nutzen und Risiko in einem vertretbaren Verhältnis stehen. Im Falle einer Zulassung wird eine engmaschige ärztliche Kontrolle bei der Behandlung nötig sein. Hausarztpraxen werden das vermutlich nicht leisten können.

Fest steht, dass die Medikamente nur geeignet sind für Alzheimer-Erkrankte in einem sehr frühen Krankheitsstadium. Menschen mit fortgeschrittener Erkrankung werden nicht von den Medikamenten profitieren. Klar ist auch: Keiner der beiden Wirkstoffe kann Alzheimer heilen, sondern lediglich den geistigen Abbau verlangsamen. Wie spürbar die Wirkung tatsächlich für Erkrankte im Alltag sein wird, ist noch offen.

Durchbruch für die Forschung

Trotzdem ist die Entwicklung dieser neuen Behandlungsansätze ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Alzheimer-Forschung hat bislang viele neue Puzzleteile gefunden, um die Alzheimer-Krankheit besser zu verstehen. Ein vollständiges Bild hat sich bisher aber noch nicht ergeben. Die Entwicklung von Donanemab und Lecanemab ist nun ein entscheidendes neues Puzzleteil. Die Wirkstoffe setzen an einem möglicherweise zentralen Mechanismus im Entstehungsprozess der Krankheit an, an den schädlichen Amyloid-Proteinablagerungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen von einem Durchbruch für die Alzheimer-Forschung. Denn aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen können die Wirkstoffe jetzt weiterentwickelt und verbessert werden.

Eine Heilung braucht noch Zeit

Bis wir das ganze Bild haben - und damit auch den Durchbruch für Patientinnen und Patienten - wird es aber noch eine Weile dauern. Alzheimer ist eine sehr komplexe Krankheit. Veränderungen im Gehirn treten schon auf, lange bevor sich erste Symptome zeigen. In der Forschung geht man davon aus, dass diese unterschiedlichen Prozesse im Gehirn über einen Zeitraum von bis zu zwanzig Jahren laufen, bevor sie zu einem merklichen geistigen Abbau führen. Die schädlichen Amyloid-Ablagerungen sind ein Teil dieser Kettenreaktion.

Aus diesem Grund werden wir Alzheimer vermutlich auch nicht mit einem einzigen Wirkstoff heilen können. Es werden Kombinationstherapien gebraucht, die an unterschiedlichen Krankheitsmechanismen ansetzen. Deshalb ist es uns als Alzheimer Forschung Initiative auch so wichtig, weiterhin möglichst breite Grundlagenforschung mit unterschiedlichen Ansätzen zu fördern.

*Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) unterhält keine Beziehungen zu den Pharmakonzernen Eli Lilly und Biogen.

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