„Die Komplexität der Aufgabe ist eine starke Herausforderung und Motivation“

Dr. Lorrain und Prof. Thal bei der Urkundenüberabe
Dr Michael Lorrain, Prof. Dr. Dietmar Thal (Foto: Wolf R. Ussler)
  |   Forschung

Für die Alzheimer-Krankheit typisch sind Eiweißablagerungen im Gehirn, die aus dem beta-Amyloid-Protein oder dem Tau-Protein bestehen. Es treten allerdings noch weitere Protein-Ablagerungen und degenerative Schädigungen auf. Diese könnten dem Erfolg bisheriger Therapiestrategien entgegenstehen. Prof. Dr. Dietmar Thal von der Universität Ulm ist ihnen auf der Spur.

Der international anerkannte Experte arbeitete mit an den aktuellen neuropathologischen Diagnosekriterien des amerikanischen „National Institute of Aging“, die derzeit Grundlage für die pathologische Diagnosestellung der Alzheimer Krankheit sind.

Sieben Fragen an Prof. Dr. Dietmar Thal

Herr Professor Thal, was reizt Sie an der Alzheimer-Forschung?

Die Relevanz des Problems: Die Alzheimer Krankheit ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung, wird mit zunehmender Lebenserwartung immer häufiger auftreten und derzeit gibt es keine wirklich wirksame Therapie zur Heilung bzw. zum Aufhalten des Progresses dieser Erkrankung. Ich möchte gerne meinen Beitrag leisten, diese Erkrankung in Ihrem Verlauf aufhalten zu können oder sie gar heilen zu können. Außerdem: Das Zusammenspiel vieler Proteine, deren Aggregate und zellulärer Läsionen, dass wir bislang in seiner Komplexität, wenn überhaupt nur ansatzweise richtig verstehen, weiter aufzuklären, ist eine faszinierende Aufgabe. Zu dieser Aufgabe beitragen zu dürfen, ist eine Aufgabe deren intellektueller Reiz alleine für mich als Wissenschaftler eine starke Herausforderung und Motivation ist.

Haben Sie einen persönlichen Bezug zur Alzheimer-Krankheit?

Die Krankheit betrifft auch meine Familie.

Warum ist Ihr Projekt aussichtsreich?

Weil wir Veränderungen untersuchen, die bislang nur wenig untersucht worden sind und deren Beteiligung am Auftreten kognitiver Störungen möglicherweise bis jetzt vernachlässigt wurde. Deshalb hoffen wir das Zusammenspiel unterschiedlicher degenerativer Veränderungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten am Ende des Projektes besser verstehen zu können und ggf. zusätzliche Zielproteine für potentielle Therapieansätze zu identifizieren.

Müssen neurodegenerative Erkrankungen vielmehr im Zusammenhang betrachtet werden?

Da es sich jeweils um Erkrankungen im hohen Lebensalter handelt, die häufig langjährige präklinische Phasen durchlaufen, ist davon auszugehen, dass eine neurodegenerative Erkrankung häufig mit Begleitveränderungen anderer neurodegenerativer oder vaskulärer Erkrankungen einhergeht. Diese Begleitveränderungen können selbst Einfluss auf die Kognition ausüben, so dass es gut denkbar ist, dass in vielen Fällen von Demenz, diese durch eine Kombination von Erkrankungen verursacht wird. Da es sich bei den neurodegenerativen Erkrankungen zumeist um Proteinaggregationserkrankungen handelt, sind gemeinsame Mechanismen und Querverbindungen sehr gut vorstellbar.

Könnten Parkinson-Medikamente auch gegen Alzheimer helfen?

Die derzeit verwendeten Parkinson-Medikamente dienen zumeist dem Ausgleich eines Dopamindefizits im Gehirn, welches bei der Alzheimer-Krankheit so nicht vorliegt. Deshalb ist eine Wirkung dieser Medikamente bei Alzheimer-Patienten nicht zu erwarten, wenn nicht ein begleitender Morbus Parkinson vorliegt. Allerdings gibt es sowohl bei der Alzheimer-Krankheit also auch beim Morbus Parkinson ein cholinerges Defizit durch einen Zellverlust in einer bestimmten Hirnregion (Nucleus basalis Meynert). Dieses wird bei beiden Erkrankungen durch das gleiche Medikament, einen sog. Cholinesterasehemmer behandelt. Inwieweit zukünftige Medikamente gemeinsame Pathomechanismen zum Ziel haben werden, ist derzeit nicht vorhersagbar.

Sie werden bereits zum zweiten Mal durch die AFI gefördert. Welchen Stellenwert hat private Forschungsförderung für Ihre Arbeit und was konnten sie dadurch erreichen?

Für mich hat die private Forschungsförderung einen extrem wichtigen Stellenwert für die Forschung in Deutschland. Die öffentliche Forschungsförderung konzentriert sich in großem Umfang auf die Förderung der Exzellenzzentren, so dass die Ressourcen für die Förderung guter und sehr guter Projekte kleinerer Gruppen immer weniger ausreichen. Für mich selbst bedeutet die Förderung durch die AFI, dass ich meine Forschung weiter fortführen kann, da die Deutschen Forschungsgemeinschaft in den letzten Jahren meine Projekte, die nach AFI-Förderung zu einer Reihe von Publikationen in anerkannten Fachzeitschriften geführt haben, nicht mehr gefördert hat.

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