Gedächtnisweltmeister für einen Tag: Alzheimer vorbeugen durch… geistige Fitness

Seniorin sitzt in einem Sessel und ließt ein Buch.
  |   Alzheimer

„So wie das Eisen außer Gebrauch rostet und das stillstehende Wasser verdirbt oder bei Kälte gefriert, so verkommt der Geist ohne Übung.“ - Leonardo da Vinci wusste das schon vor rund 500 Jahren und war nicht nur mit diesem Spruch seiner Zeit weit voraus. Als Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph übte der Universalgelehrte seinen Geist dann auch nach Kräften. Heute wissen wir anhand von wissenschaftlichen Studien, dass Leonardo da Vinci mit seiner Behauptung recht hatte. Stellt sich nur die Frage: Wenn der Geist ohne Übung zu verkommen droht, was kann ein gezieltes Gedächtnistraining dann alles bewirken?

Nicht nur im Internet kursieren viele Angebote, die durch geistige Fitness einen Schutz vor neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer versprechen. Dann müssen meist Symbole sortiert, Zahlenreihen geordnet oder Buchstaben zu Wörtern zusammengesetzt werden. Am Ende raucht der Kopf, soviel ist sicher. Lässt sich aber so das Alzheimer-Risiko wegtrainieren? Zum Welt-Alzheimer-Tag am 21. September zeigt die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI), welche Rolle das Gedächtnistraining bei der Alzheimer-Vorbeugung spielt.

Muskeln im Kopf?

Dr. Valentina Tesky ist Diplom-Psychologin. An der Goethe-Universität Frankfurt erforscht sie, wie sich Demenzerkrankungen wie Alzheimer vorbeugen lassen. „Geistige Aktivität beeinflusst das Demenz-Risiko positiv“, sagt die Wissenschaftlerin. „Die kognitive Fitness bzw. Vitalität des Gehirns lässt sich verbessern, wenn entsprechend trainiert wird. Eine Garantie, hierdurch nicht an einer Demenz zu erkranken, gibt es aber leider nicht.“

Es hilft, sich das Gehirn als Muskel vorzustellen. Wenn man das Gehirn trainiert, wird es leistungsfähiger. „Wer im Alter aktiv ist, scheint einen Puffer gegen das Absinken der kognitiven Leistungsfähigkeit zu haben“, erklärt Dr. Tesky. Aktuelle Studien geben ihr recht. Französische Wissenschaftler konnten jetzt durch den Vergleich von Renten- und Gesundheitsdaten nachweisen, dass ein höheres Renteneintrittsalter in Verbindung mit einem geringeren Demenzrisiko steht. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder bis ins hohe Alter arbeiten muss, um geistig gefordert zu werden. Vielmehr gilt es, sich besonders nach dem Arbeitsleben andere geistige Herausforderungen zu suchen.

Geistige Reserve

Wie kann geistige Fitness nun vor Alzheimer schützen? Hier kommt ein Phänomen ins Spiel, das in der Forschung als „geistige Reserve“ bezeichnet wird. Es gibt Patienten, bei denen für Alzheimer typische starke Eiweißablagerungen im Gehirn vorliegen, ohne dass es zu kognitiven Beeinträchtigungen kommt. Forscher gehen davon aus, dass andere Gehirnbereiche in der Lage sind, die Aufgaben der durch die Ablagerungen beeinflussten Bereiche mit zu übernehmen. Die genauen Mechanismen der „geistigen Reserve“ müssen aber weiter erforscht werden. Auch die AFI unterstützt dieses Vorhaben: Prof. Dr. Martin Dichgans von der Ludwig-Maximilians-Universität München wird mit seinem Projekt bis 2014 mit 39.750 Euro gefördert.

Fitness fürs Gehirn

Wie hält man sein Gehirn nun gezielt fit? Gedächtnistraining ist zwar hilfreich, aber alleine nicht ausreichend. „Das Gedächtnistraining, bei dem Rätsel oder verschiedene Aufgaben gelöst werden, spielt als Präventionsmaßname eine Rolle. Allerdings sind die Übungsgewinne hier zeitlich begrenzt und es fehlen Belege für die langfristige Wirksamkeit auf andere relevante Leistungsbereiche“, führt Dr. Tesky aus. „Bei der kognitiven Aktivierung in Form von Tätigkeiten mit hoher mentaler Aktivität gelten diese Einschränkungen bisher nicht. Generell werden Hobbies wie Schach oder Bridge spielen, Musizieren, Lesen, Malen oder Museen besuchen im Zuge der Verzögerung demenzieller Prozesse eine positive Tendenz zugesprochen.“

Wichtig ist, so Dr. Tesky, dass die kognitiven Tätigkeiten Spaß machen und mit Freude ausgeübt werden. Auch Abwechslung spiele eine Rolle genauso wie ein wechselnder Schwierigkeitsgrad. „Sie können zum Beispiel gelegentlich einen anderen Weg von der Arbeit nach Hause fahren. So wird der Routine entgegengewirkt. Oder kaufen Sie in einem anderen Supermarkt ein – dort sind die Lebensmittel meist anders angeordnet und es dauert länger, sich an das zu erinnern, was im Kühlschrank noch fehlt.“ Routinehandlungen dienen hingegen nicht dem Erhalt der kognitiven Fähigkeiten, gleiches gilt für überdurchschnittlichen Fernsehkonsum.

„Es ist nie zu spät“

Einen erprobten und wissenschaftlich evaluierten Ansatz zur Steigerung der geistigen Fitness bietet das AKTIVA-Programm (Aktive kognitive Stimulation – Vorbeugung im Alter), an dessen Entwicklung Dr. Tesky maßgeblich beteiligt war. „Es ist nie zu spät, mit geistig-anregenden Tätigkeiten zu beginnen! Das Gehirn ist zu lebenslangem Lernen fähig und möchte auch gefordert werden. Auch im höheren Alter kann man die Gehirntätigkeiten durch den Beginn von Aktivitäten positiv beeinflussen.“

Und Gedächtnisweltmeister müssen Sie nicht gleich werden. Das war auch Leonardo da Vinci nicht.

Unser Themenschwerpunkt zum Welt-Alzheimer-Tag 2013

Alzheimer vorbeugen durch…

Alzheimer ist menschlich. Gutes tun auch.
Ausgezeichnete Forschung auf den Weg in die Praxis bringen, das ist das Ziel der Alzheimer Forschung Initiative.


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